Kalkulationsverfahren

Um die  Kostenträgerrechnung durchzuführen, kann ein Unternehmen von unterschiedlichen Kalkulationsverfahren Gebrauch machen.

Zu den Verfahren zählen die Divisionskalkulation, die Äquivalenzziffernkalkulation, die Zuschlagskalkulation und die Kuppelproduktkalkulation.


Beispiel Kalkulationsverfahren

Die Divisionskalkulation

Es gibt die einstufiger, die zweistufige und die mehrstufige Divisionskalkulation. Sie eignet sich für Unternehmen die nur ein Produkt produzieren.

Um die Selbstkosten des Produktes zu ermitteln, können bei der einstufigen Divisionskalkulation einfach die in einer Wirtschaftsperiode angefallenen Gesamtkosten durch die Anzahl der produzierten Produkte in dieser Periode geteilt werden. Das einstufige Kalkulationsverfahren kann nur angewandt werden, wenn auch alle produzierten Produkte abgesetzt wurden.

Bei den zwei- bis mehrstufigen Divisionskalkulationen werden Schwankungen des Lagerbestandes berücksichtigt. Die zwei- bzw. mehrstufige Divisionskalkulation berücksichtigt, dass nicht alle produzierten Produkte auch immer verkauft werden können.  Die zweistufige Divisionskalkulation teilt die Kosten daher in zwei Stufen und unterscheidet somit zwischen Herstellungskosten und Vertriebskosten. Die Herstellungskosten werden durch die produzierte Menge der Produkte geteilt. Unter Beachtung des Verursachungsprinzips können die Vertriebskosten nur durch die Menge der tatsächlich verkauften Menge geteilt werden. Rechnet man die so entstandenen Posten zusammen, so ergeben sich die Selbstkosten.

Angenommen ein Unternehmen produziert ein Produkt und kann somit das zweistufige Divisionsverfahren anwenden. Das Unternehmen hatte in einer Wirtschaftsperiode 600.000€ Gesamtkosten, wovon 530.000€ Herstellungskosten waren und 70.000€ für den Vertrieb angefallen sind. Es hat insgesamt 15.000 Stück produziert und 13.000 Stück verkauft.

Es ergibt sich eine zweistufige Divisionskalkulation:

Herstellkosten: 530.000€/15.000Stk = 35,33€/Stk

Vertriebskosten: 70.000€/13.000Stk = 5,38€/Stk

Selbstkosten: 35,33€/Stk +5,38€/Stk  = 40,71€/Stk

 

Die mehrstufige Divisionskalkulation teilt die Kosten einfach in noch mehr Stufen. Sie orientiert sich dabei an den einzelnen Fertigungsstufen und berücksichtigt so auch halbfertige Erzeugnisse.

Die Äquivalenzziffernkalkulation

Wenn ein Unternehmen unterschiedliche Produkte herstellt, die sich aber in ihrer Fertigung ähneln und aufgrund dessen den gleichen Fertigungsprozess durchlaufen, so eignet sich die Äquivalenzziffernkalkulation. Die gefertigten Produkte unterscheiden sich anhand des Materialverbrauchs, werden aber ansonsten gleich bearbeitet (z.B. Hölzer).

Um eine Kalkulation zu ermöglichen werden die Produkte gewichtet. Je nach Materialverbrauch erhält das Produkt eine hohe oder eine niedrige Gewichtungsziffer. Die Gewichtungsziffern werden Äquivalenzziffern genannt. Die Äquivalenzziffer berücksichtigt die Beanspruchung der Fertigungs-, Verwaltungs- und Vertriebskosten in Abhängigkeit zu den angefallenen Materialkosten. Wenn beispielsweise ein Produkt einen hohen Materialverbrauch verursacht, so wird z.B. davon ausgegangen, dass die Fertigungs-, Verwaltungs- und Vertriebskosten auch dementsprechend höher angesetzt werden als bei den anderen Produkten mit einem geringeren Materialverbrauch. Die Äquivalenzziffer für dieses Produkt wird also die größte sein.

Die Zuschlagskalkulation

Wenn ein Unternehmen verschiedene Produkte herstellt, kann es die Divisionskalkulation und die Äquivalenzziffernkalkulation nicht nutzen. Stattdessen kann es die Zuschlagskalkulation einsetzten. Die Zuschlagskalkulation trennt Einzel- und Gemeinkosten. Die Gemeinkosten werden über Zuschlagssätze ermittelt. Es gibt zwei Wege um eine Zuschlagskalkulation durchzuführen. Der erste führt  über die summarische Zuschlagskalkulation und der zweite über die differenzierende Zuschlagskalkulation.

Die summarische Zuschlagskalkulation summiert alle Gemeinkosten und verrechnet sie mit einem einzigen Zuschlagssatz und den verschiedenen Kostenträgern, also den Materialeinzelkosten, den Fertigungseinzelosten oder den gesamten Einzelkosten.

Bei einer Materialzuschlagskalkulation würde die Berechnung so aussehen:

Materialzuschlagskalkulation = Gesamtkosten/Materialeinzelkosten

Bei der differenzierenden Zuschlagskalkulation findet eine Umverteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen stat. Es wird im Gegensatz zur summarischen Zuschlagskalkulation zwischen den Kostenstellen differenziert, sodass jede Kostenstelle mindestens einen Kalkulationssatz zugewiesen bekommt. Es muss also herausgefunden werden inwiefern eine Kostenstelle am Verzehr der Gemeinkosten beteiligt ist.  Als Grundlage dienen hierzu die Selbstkosten. Das Schema zur Ermittlung der Selbstkosten sieht folgendermaßen aus:

Materialeinzelkosten

+ Materialgemeinkosten

= Materialkosten

Lohnkosten

+ Fertigungsgemeinkosten

+ Sondereinzelkosten der Fertigung

=  Fertigungskosten

= Herstellkosten

+ Verwaltungsgemeinkosten

+ Vertriebsgemeinkosten

+ Sondereinzelkosten des Vertriebs

= Verwaltungs- Vertriebskosten

= Selbstkosten

Die Kalkulationssätze können dem individuellen BAB des Unternehmens entnommen werden.

Die Kuppelproduktkalkulation

Bei der Kuppelproduktkalkulation werden verschiedene Produkte aus den gleichen Materialien und unter Umständen den gleichen Produktionsprozessen gefertigt. Da es bei so einer Produktion zu großen Mengenmäßigen unterschieden kommen kann, eignet sich die Anwendung eines Restwert- oder Verteilungsverfahren. Bei dem Restwertverfahren muss ein Hauptprodukt festgelegt werden (das Produkt welches die größte Menge aufweist). Die restlichen Produkte werden als Nebenprodukte bezeichnet. Es werden die anfallenden Kosten die durch die Nebenprodukte entstehen ermittelt und von den Gesamtkosten abgezogen, sodass sich die Kosten des Hauptproduktes ergeben.

Ein Beispiel für das Restwertverfahren wäre eine Milchkuh. Das Hauptprodukt wäre die Milch und Nebenprodukte wären die eines Tages geschlachtete Kuh und der Kuhmist.

Das Verteilungsverfahren findet Anwendung, wenn sich Haupt- und Nebenprodukte mengenmäßig nicht großartig unterscheiden. In dem Fall können Äquivalenzziffern eingesetzt werden um eine Kalkulation aufzustellen.