Das Pflichtenheft

Sobald das Lastenheft eingegangen ist erfolgt die technische Umsetzung mit Hilfe des Pflichtenhefts. Das Pflichtenheft ist dementsprechend die „Antwort“ der Ingenieure auf das Lastenheft. Es wird geschaut ob und wie sich die Anforderungen des Lastenheftes verwirklichen lassen. Es kann zum Beispiel sein, dass die Erwartungen technisch nicht zu realisieren sind. Wenn das der Fall ist, so müssen Ingenieure und Marketing gemeinsam überlegen welche Alternativen möglicherweise eine Problemlösung herbei führen können. Sofern alle problematischen „Baustellen“ behoben sind, wird anhand der Vorgaben aus dem Lastenheft das Produkt entwickelt. Das Pflichtenheft gilt dadurch als eine Art Vertrag zwischen dem Auftraggeber und dem Auftragnehmer.

Werden in der Entwicklungsphase Fehler in der Funktionalität des neuen Produktes entdeckt, so dürfen Ingenieure nicht willkürlich eine Lösung ausarbeiten. Wenn Änderungen am Produkt innerhalb der Entwicklungsphase gewünscht sind, so müssen diese ebenfalls in das Pflichtenheft übernommen werden, denn was nicht im Pflichtenheft steht, wird auch nicht im Entwicklungsprozess berücksichtigt, es handelt sich um eine präzise Vorgabe, die zwingend einzuhalten ist.

Selbstverständlich ist die Produktion auch an einen zeitlichen Rahmen gebunden. Die Vorgaben zum zeitlichen Ablauf sind ebenfalls im Pflichtenheft zu ersehen. Dabei geht es um die Vorgaben, wann welche Phase innerhalb der Entwicklung erreicht bzw. abgeschlossen sein muss.

Damit es während der Entwicklung nicht zu Unklarheiten oder Komplikationen kommt, muss das Pflichtenheft präzise und einfach formuliert sein, denn wenn Fehler entstehen und möglicherweise erst nach Abschluss der Entwicklung entdeckt werden, kann die Beseitigung sehr kostspielig werden.

Ist die Entwicklung abgeschlossen und das Produkt wird getestet, so dient das Pflichten als verbindliche Vorgabe und Soll- Ist-Vergleich.


Beispiel Das Pflichtenheft

Ein vereinfachtes, beispielhaftes Modell, um das Lasten- und Pflichtenheft zu veranschaulichen:

 

Lastenheft: Kundenwünsche Pflichtenheft: technische Umsetzung durch Ingenieure
1) niedriger Preis 1) günstige Materialien (= niedriger Preis im Verkauf)
2) geringe Lautstärke 2) Dämpfung, z.B. Isoliermatten (=geringe Lautstärke)
3) umweltschonend 3) nachhaltige, recycle bare Materialien (umweltschonend)

Zu sehen ist, dass das Lastenheft die Anforderungen stellt und das Pflichtenheft schaut, wie diese Anforderungen am besten umgesetzt werden können.

Punkt 1) beinhalten, dass das Produkt möglichst günstig am Markt angeboten werden soll. Dies lässt sich durch die Verwendung von preiswerten Materialien umsetzten (in einem echten Lastenheft würde das Material genau definiert werden). Der  2) Punkt gibt an, dass eine geringe Lautstärke gewünscht ist. Dies wird durch eine Isolierung erreicht. Um dem 3) gerecht zu werden, werden umweltschonende recycle bare Materialien verwendet.